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Filme März / April 2024

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MI 6. März 2024
18:00 OmU & 20:00 OmU
Die Giacomettis

von Susanna Fanzum
Schweiz 2023, 104 min

 

Die Giacomettis

Wir haben einige Filme über Künstler und ihre Kunst auf der Kellerliste. Die haben schon was für sich: Man muss nicht Europa bereisen, um Kunstwerke zu sehen und sich nicht mit Audioguide im Ohr mühsam auf den Beinen halten (hier spricht das Alter)! Gute Künstler-Dokumentarfilme lassen uns eintauchen in die Kunstwerke, das Leben der Künstler und in zahlreiche Zeitdokumente ... und das alles ganz entspannt im Sitzen.
Mit "Die Giacomettis" fangen wir jetzt einmal an. Bald folgen das unkonventionelle Biopic "Munch", "Anselm" von Wim Wenders, ein Werkstattbesuch bei Kiefer, und "Vermeer - Reise ans Licht", die spannende Geschichte einer Rekonstruktion.
Der Film "Die Giacomettis" bringt uns eine Familie näher, die über Generationen hinweg künstlerische Talente hervorgebracht und in dem kleinen Bergdorf Borgonovo im Engadin ihr geographisches Epizentrum hatte. Der Film erzählt aus dem Leben des frühen Impressionisten Giovanni Giacometti und seiner künstlerisch begabten Söhne. Alberto (Bildhauer) und Diego (Design) arbeiteten eng in Paris zusammen. Bruno wurde ein anerkannter Architekt.
Das intensive familiäre Zusammenleben schuf eine besondere Voraussetzung für die Entfaltung ihres künstlerischen Werks. Die Regisseurin Susanna Fanzun lebt im Engadin und war schon als Kind fasziniert von den Illustrationen im Rätoromanischen Märchenbuch «Parevlas Engiadinaisas». Giovanni Giacomettis Bilder haben sich ihr unvergesslich ins Gedächtnis eingeprägt. Als Filmemacherin hat sie sich immer wieder mit den Giacomettis auseinandergesetzt.
Die Familiengeschichte wird auch mit Hilfe von Briefen der einzelnen Familienmitglieder erzählt. Fanzun folgt den Spuren des Vaters, der Mutter und der Geschwister. Der Film setzt sich jedoch durch ein entscheidendes Merkmal von anderen ab: Die Regisseurin führt mit weiblichem Blick durch die Erzählung. Es ist die filmische Reflexion, die die zentrale Figur der Ehefrau und Mutter Annetta Stampa gebührend zu behandeln weiß und ihren Einfluss auf ihren Mann und ihre berühmten Kinder aufzeigt.
Fazit: Die Geschichte einer faszinierenden Künstlerfamilie in der Schweizer Bergwelt

Regiestatement und Rezension

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Mittwoch, 13. März
17:30 DF & 20:15 DF

Donnerstag 14. März
18:00 DF

Anatomie eines Falls

von Justine Triet
Frankreich 2023, 150 min

 

Anatomie eines Falls

A Star is Borne
Da haben sich zwei Genies des Kinos getroffen: Hinter der Kamera das französische Regie-Genie Justine Triet, die seit 2012 mit ihren Filmen Erfolge und Preise für sich verbucht, und vor der Kamera unsere als Weltstar wiedergeborene Sandra Hüller. Beide Frauen sind Jahrgang 1978 und haben mit "Anatomie eines Falls" einen internationalen Höhepunkt ihrer Karriere erklommen. Die Anzahl internationaler Preise ist Legion und dabei steht die Oscar Verleihung noch aus, bei der "Anatomie eines Falls" in fünf wichtigen Kategorien nominiert ist.
Die in Suhl geborene Sandra Hüller entspricht so gar nicht dem Bild des glamourösen schönen Stars. Eher wie die "Frau von Nebenan" spielt sie differenzierte Charaktere in realistischen Rollen: Eine zwischen peinlichem Vater und der Herausforderung als Sanierungs-Beraterin zerrissene Ines in "Toni Erdmann" (2017 im Keller), dann eine einfache Arbeiterin in einem Großmarkt in "In den Gängen" (2019 im Keller) und jetzt eine des Mordes verdächtigte Schriftstellerin Sandra in dem spannenden Gerichtsdrama "Anatomie eines Falls".
Die Hochzeit der Gerichtsdramen im Kino ist lange vorbei, Glanzlichter wie "Zeugin der Anklage" (1957 von Billy Wilder) oder "Anatomie eines Mordes" (1959 von Otto Preminger) sind aber immer noch unter den Top Filmen aller Zeiten. Justine Triet hat es geschafft, das Genre frisch auf die internationalen Leinwände zu projizieren.
Samuels "Fenstersturz" gibt Rätsel auf: War es ein Unfall, ein Selbstmord, oder hat Sandra nachgeholfen? Die kriminaltechnische Untersuchung gibt keine eindeutigen Anworten her. Im Gerichtssaal wird nicht weniger als die Frage nach der Wahrheit verhandelt. Statt der Leiche wird daher das Leben des Paares obduziert. Ganz unterschiedliche, schillernde Geschichten werden in den Ring geworfen und wir als Zuschauer mal zu der einen oder anderen Lösung hingezogen. Es ist die Macht der Erzählungen, die den Ausgang des Prozesses entscheiden werden. Sebst nach dem Urteil bleibt die Frage offen, ob die Wahrheit und nichts als die Wahrheit obsiegt hat.
Ein bisschen kennen wir euch ja schon und glauben, dass niemand diesen Film versäumen will. Daher haben wir zusätzlich zu den Mittwoch Vorstellungen, um 17:30 und 20:15 Uhr, noch eine weitere am Donnerstag um 18:00 Uhr angesetzt. In den deutschen Arthouse Kinos läuft er immer noch, und zwar erfolgreich in der 16. Woche!
Fazit: Packendes Beziehungsdrama, das uns noch lange beschäftigen wird.

Interview Justine Triet

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Mittwoch, 20. März
18:00 OmU & 20:00 DF
A Great Place to Call Home

Jules
von Marc Turtletaub
USA 2023, 87 min

 

A Great Place to Call Home

Es ist einfach beglückend, einen Film zu entdecken, von dem wir sicher sind, dass er euch gefällt. Auf "A Great Place to Call Home" sind wir durch die begeisterte Kritik von Maria Wiesner in der FAZ aufmerksam geworden. In Berlin lief er nur in kleinen Kiez-Kinos, und so sind wir nach langer Zeit mal wieder in die Eva Lichtspiele gekommen. Eines der ältesten und schönsten Kinos in Berlin. Da gibt es manchmal auch alte deutsche Filme zu sehen, die noch analog von 35mm Kopien gespielt werden.

Maria Wiesner leitet ihre Kritik so ein: "Wer seine Rolle in einer Komödie glaubhaft spielen will, muss sie ernst nehmen. Ben Kingsley tut genau das in „A Great Place to Call Home“, obwohl man beim bloßen Blick auf den Inhalt des Films meinen könnte, es handle sich um ganz leichte Kinokost: Kingsley gibt, mit weißem Haar und großer Brille, den Rentner Milton. Der ist achtundsiebzig Jahre alt, mag Ordnung und lässt sich nicht leicht aus der Ruhe bringen. In einer beschaulichen Kleinstadt in Pennsylvania führt er ein geruhsames Leben. Er wässert seine Blumen, füttert im Garten Vögel und wiegelt ab, wenn seine Tochter ihm beweisen will, dass er langsam vergesslich werde (was macht schon eine Bohnendose im Badezimmerschrank)."

Es ist eine Komödie über das Alter (für Leute wie uns) und - wie es nur das Kino schafft - ein Märchen, in dem die unmöglichsten Geschichten wahr werden. Ihr werdet danach vielleicht öfter in den Himmel schauen und euch fragen, wann endlich das Raumschiff mit dem liebenswerten Alien in euren Garten stürzt, eure Probleme löst und euch von der Einsamkeit des Alters befreit.
Natürlich zitiert der zweideutige Titel "A Great Place to Call Home" auch den legendären Film von Steven Spielberg "E.T. - Der Außerirdische". Die zwei Bedeutungen von "call" - "nennen" und "anrufen" - sind nicht ins Deutsche übertragbar: "Nach Hause anrufen" wie E.T. oder das Städtchen als "großartigen Ort" zu bezeichen.
Fazit: Ein fantastischer Ben Kingsley in einer außerirdischen Komödie

Statement von Marc Turtletaub & Unterhaltsames Glossar zum Film

Alte Turnhalle Lohr
Donnerstag, 21. März
18:30 OmU
Auf der Adamant

von Nicolas Philibert
Frankreich 2023, 109 min

 

Auf der Adamant

Die Adamant liegt am Quai de la Rapée, am rechten Seine-Ufer, nur einen Steinwurf vom Bahnhof Gare de Lyon entfernt. Sie ist ein „Tageszentrum“ und gehört zu einem Netzwerk von psychatrischen Einrichtungen. Sie ist ein schwimmendes Holzgebäude mit einer Fläche von 650 qm und großen Fenstern, die sich zur Seine hin öffnen. Für den Entwurf arbeiteten die Architekten eng mit den Betreuer*innen und den Patient*innen der Einrichtung zusammen.

Manche Patient*innen kommen jeden Tag, andere nur ab und zu, in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen. Sie kommen aus allen Altersgruppen und aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten. Der Tag beginnt mit einem Frühstück für alle Anwesenden. Am Montag findet ein wöchentliches Treffen statt, bei dem Betreuer*innen und Patient*innen zusammenkommen. Jede*r kann Punkte auf die Tagesordnung setzen, die er oder sie besprochen haben möchte, Neuigkeiten werden ausgetauscht, Projekte geplant: ein Theaterbesuch, der bevorstehende Besuch eines Gastes, ein Waldspaziergang, ein Konzert, eine Ausstellung...

"Wir können erst Menschen mit psychischen Erkarankungen helfen, wenn wir einen gesellschaftlichen Blick darauf haben und sie sich trauen, darüber zu sprechen. Wenn sich jemand das Bein gebrochen hat, wird er von allen bemitleidet. Über eine depressive Erkrankung, über eine Angserkrankung zu sprechen, ist viel schwieriger. Und über eine Psychose in unserer Gesellschaft zu reden ist eine noch größere Herausforderung. Die Dokumentation "Auf der Adamant" mit ihrem einfühlsamen Blick auf die Betroffenen baut für die Zuschauer eine Brücke und schafft Verständnis für die Menschen hinter der Krankheit."
Prof. Dr. Arno Deister, Vorsitzender Aktionsbündns Seelische Gesundheit

Interview mit Nicolas Philibert

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Mittwoch, 27. März
18:00 OmU & 20:00 OmU
Vermeer - Reise ins Licht

Close to Vermeer
von Suzanne Raes
Niederlande 2023, 79 min

 

Vermeer - Reise ins Licht

Einer der größten Bewunderer Vermeers war der viel zu früh von uns gegangene Schriftsteller Wolfgang Herrndorf. Er wollte ursprünglich Maler werden und wäre, ein paar hundert Jahre früher geboren, vielleicht ein solcher auch geworden. Mit der Kunst unserer Zeit stand er auf Kriegsfuß, wurde stattdessen ein großer Karikaturist und Schriftsteller. Kurz vor seinem Tod, mit "Tschick" auch weltberühmt.

In seinem Blog "Arbeit und Struktur" schrieb er über die Einzigartigkeit von Vermeer:
"Bei aller Bewunderung und Ehrfurcht, die ich Holbein oder van Eyck entgegengebracht habe – vor ihren Bildern konnte ich noch immer sehen, was das war. Der zarte Schmelz um die feuchte Reflektion auf dem unteren Augenlid des Herzogs von Sowieso, wahnsinnig, wahnsinnig toll, aber ich wußte, wie das gemacht war.
Bei Vermeer wußte ich das nie. Da stand ich vor den Bildern wie ein Idiot."

Vermeer ist ein Mysterium: Obwohl „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ und „Dienstmagd mit Milchkrug“ weltberühmt sind, wissen wir nur wenig über den Maler selbst. Keine Selbstporträts, keine Briefe, keine Notizen; sein kleines Gesamtwerk ist alles, was der niederländische Meister hinterließ. Es ist wie bei Shakespeare - der größte Stückeschreiber der Weltliteratur, und doch wissen wir fast nichts über ihn als Person.

Suzanne Raes, Schöpferin von "Vermeer - Reise ins Licht", schreibt über den Maler: "Alte Gemälde sind wie eine Zeitmaschine: Sie haben die Kraft, uns mit Menschen und Orten aus vergangenen Jahrhunderten zu verbinden. Ich glaube, meine Vorstellung des 17. Jahrhunderts wurde weitgehend von Vermeers Werken geprägt. Mehr noch als zu Rembrandts Figuren oder Jan Steens ausschweifenden Szenen fühle ich mich zu Vermeers Gemälden hingezogen. Die ruhigen Bewegungen und die von ihm dargestellten Personen machen den Betrachter zu einem Zeugen des einstigen Alltagslebens. Man ist ganz nah dran an diesen Menschen."

Fazit: Vermeer hat seit Jahrhunderten immer und immer wieder neue Generationen über die Maßen fasziniert.

Regiestatement von Suznne Raes und Artikel zu Vermeers Bilderwelt

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Mittwoch, 3. April
18:00 OmU & 20:15 DF
The Lesson

von Alice Troughton
UK, Deutschland 2023, 103 min

 

The Lesson

Das Genre ist leider etwas aus der Mode gekommen: Alte englische Herrenhäuser, reiche Bewohner mit dunklen Geheimnissen, eine elitäre Einstellung zu Bildung ... und ein "normaler", doch hochintelligenter Außenseiter, der alles nach und nach dekonstruiert. Zugegeben, es ist nicht alles logisch, aber das war der Brexit schließlich auch nicht! Uns hat der Film Spass gemacht, und das hat der große Kritiker des Guardian - Peter Bradshaw - wohl auch so gesehen: "That’s fun and smart!"

So reisen wir jetzt mal nach England und folgen Liam (Daryl McCormack - ja, der Schöne aus "Meine Stunden mit Leo"), wie er als Tutor dem missratenen, traumatisierten Sohn die englische Literatur beibringen muss. Mit ihm treffen wir auch die schöne und gerissene Hausherrin Hélène (Julie Delpy) und den Haustyrannen J.M. Sinclair, der bei bröckelnder Schaffenskraft immer noch den berühmten Großschriftsteller gibt.

Das verwunschene Landhaus spielt auch eine Hauptrolle und kommt - wir hatten das garnicht gemerkt - aus Reinbeck, Deutschland! Eine echte Win-Win Situation: Da gab es Geld von der Filmförderung, und die Crew fand es großartig, dass sie nach Abschluss der Dreharbeiten ein paar Tage dort feiern konnten.
"Alice Troughton macht in ihrem Spielfilmdebüt alles richtig und liefert einen literarischen Thriller, der durch überragende Schauspieler und ein komplexes Drehbuch bis zum Ende überrascht", so fasst es der Kritiker Axel Timo Purr in Artechock zusammen.

Fazit: Zwischen Highsmith und Hitchcock - Nervenkitzel im englischen Landhaus

Über die Entstehung von "The Lesson




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Mittwoch, 10. April
18:00 DF & 20:00 DF
Anselm - Das Rauschen der Zeit

von Wim Wenders
Deutschland 2023, 93 min

 

Wim Wenders Double Feature

Anselm - Das Rauschen der Zeit

Anselm Kiefer ist im wörtlichen Sinne unser größter Künstler. Gigantisch sind seine Objekte, ins Mark treffend ist seine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, großartig die Poesie, die er in seine Werke einfließen lässt.
So richtig mit Wucht wahrgenommen haben wir ihn zum ersten Mal 2007 in Paris, als er mit seinem "Sternenfall" das gesammte "Grand Palais" unter einem gigantischen Glasdach bespielte. Da begegneten wir der Poesie von Ingeborg Bachmann und Paul Celan in einem neuen Zusammenhang. Die Schrecken des deutschen "Sündenfalls" waren überall zu entdecken, wie auch die Höllenwelt des Krieges. Wir kleinen Lohrer Nachkriegskinder waren wie verloren in dieser monumentalen Welt.

Wim Wenders und Anselm Kiefer sind Seelenverwandte. Beide wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs als Söhne bürgerlicher Eltern geboren - Wenders Vater war Chirug und Kiefers Vater Kunstpädagoge. Freunde wurden sie 1991 bei der Vorbereitung von Kiefers Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie. Während Kiefers Wahlheimat Frankreich wurde, zog es Wenders nach Los Angeles. Dass die beiden mit fast 80 Jahren bei einem gemeinsamen Film wieder zusammenfanden, ist ein großes Glück, sowohl für die Kunst- als auch die Filmgeschichte.

Wir begleiten Kiefer ganz nah bei seiner Arbeit, die auch eine ganz physische ist. Wir erleben ihn bei der Erschaffung seiner Kunst auf industriellen Großgeräten in den riesigen Arealen seiner Werkstatt, die eher einem Fabrikgelände gleicht ... "Per Fahrrad durchs Atelier. Oder mit dem Gabelstapler durch die Hölle", hat das Thomas Assheuer in der ZEIT wunderbar formuliert.

Auch Wenders Film ist kein gewöhnliches filmisches Künstlerporträt. Über zwei Jahre hat er Kiefer begleitet und bei seiner Arbeit gefilmt, und zwar nur bei der Arbeit. "Ich hatte dabei nie vor, eine „Biografie“ zu drehen. Das Leben eines Menschen sollte seine Privatsache bleiben", schreibt Wenders in seiner Regiesnotiz. Es ist dieselbe Arbeitsweise, mit der er "Pina" gedreht hat. Obwohl diese innovative Choreografin bereits verstorben war, hat er damals dem grandiose Werk von Pina Bausch - dargeboten von ihrer Company - ein grandioses Denkmal gesetzt.

Fazit: Eine filmische Reise durch das Werk von Anselm Kiefer

Wenders Regiesnotiz & Anselm Kiefer - Biografie

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Mittwoch, 17. April
18:00 DF & 20:30 DF
Perfect Days

von Wim Wenders
Deutschland 2023, 123 min

 

Perfect Days

Mit Wim Wenders verbinden sich bei uns ganz frühe filmische und persönliche Geschichten. Anfang der 70er Jahre muss es gewesen sein. Renate war noch in der Schule, und ich zeigte immer donnerstags in Vaters Bavaria in der "Spätlese" Filme jenseits des Mainstreams. Eine 16mm Projektion gab es da nicht, und so zeigten wir Wim Wenders ersten Spielfilm "Summer in the City" im Musiksaal des Gymnasiums. Ein Film mit sparsamer Handlung, Autofahrten ohne Ende und Rockmusik. Es wurde Renates erste Erinnerung an mich ... und die ist bis heute noch präsent.

Mit "Perfect Days" kehrt Wenders mit dem Toilettenreiniger Hirayama zurück zu seinen Wurzeln. Fahrten durch die Strassenschluchten Tokios mit der unvergänglichen Rockmusik des letzten.Jahrhunderts. Bei "Summer in the City" war dies die Musik des jungen Filmemachers Wenders, bei "Perfect Days" vertritt ihn Hirayama als sein alter Ego. "Weil er sich immer wieder seine Kassetten mit Musik aus den Sechzigern bis in die Achtziger anhört, liefert sein Musikgeschmack quasi den Soundtrack zu seinem Leben: von Velvet Underground, Otis Redding, Patti Smith, The Kinks, Lou Reed und anderen bis hin zu japanischer Musik aus derselben Zeit", erläutert Wenders in seinen Anmerkungen.

Es ist schon ein kleines Wunder, dass in unserer Zeit Filme mit alltäglichen, unspektakulären Geschichten so viele Menschen begeistern und - zumindest im Arthouse - große Erfolge feiern. Denken wir an "Past Lives", "Quiet Girl" und jetzt "Perfect Days", um nur ein paar aus der Kellerkiste zu ziehen. Das schlichte Leben des Toilettenputzers Hirayama strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Es kommt eine Sehnsucht nach einem Leben auf, wie es uns dieser moderne Sysyphos mit seinem immerwährenden Zyklus aus Arbeit, Lesen und Musik zelebriert. Selbst die tägliche Tasse Kaffee vor der Arbeit ist ein nicht wegzudenkender Genuss.

Fazit: Eine Mediation über das Leben - und das Glück der Bescheidenheit

Wim Wenders über "Perfect Days"

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Mittwoch, 24. April
18:00 DF & 20:15 DF
Rückkehr nach Korsika

von Catherine Corsini
Frankreich 2023, 106 min

 

Rückkehr nach Korsika

Der Keller beamt euch in ein Urlaubsparadies auf Korsika ...
...aber keine Angst: Bei Catherine Corsini gibt es nicht (nur) eitel Sonne, Meer und Spaß." [Sie] hat eine Begabung, auch aus sehr kitschigen, überzeichneten Konstellationen etwas Mitreißendes, Schlaues zu machen", wie Caroline Weidner treffend in der TAZ anmerkt. Corsini hat schon in der furiosen Tragikomödie "In den besten Händen" (war im Juni 2022 im Keller zu sehen) mitreißend das Gelbwesten Chaos auf den Pariser Straßen in der Hölle einer unterbesetzten Notaufnahme gespiegelt.
Mit "Rückkehr nach Korsika" verarbeitet Corsini nun die Geschichte ihrer eigenen Jugend. Corsinis junge Mutter trennte sich damals von Korsika und von der Familie ihres früh verstorbenen Mannes, denn ihre Erinnerungen waren zu schmerzhaft. Ihre Tochter - die Regisseurin Catherine Corsini - kam erst mit 15 Jahren nach Korsika zurück. "Ich verbrachte zwei Wochen im Sommer dort mit der Familie meines Vaters. Das war eine sehr traumatische Erfahrung für mich, weil ich Fotos von meinem Vater sah, die ich nicht kannte, weil jeder mir von meinem Vater erzählte", gestand sie Thomas Arbeitshauser in einem bei epd-FILM veröffentlichten Interview (auf der Filmseite verlinkt).
Doch die autobiographischen Bezüge sind nur ein Element in der komplexen Geschichte über eine von der Vergangenheit überschattete Rückkehr. Khédidja (Alter Ego von Corsinis Mutter) ist schwarz und kommt als Kindermädchen für eine reiche Pariser Familie, die zwei halbwüchsige Töchter hat, nach Korsika zurück. Jessica und Farah sind zunächst unbelastet von der Vergangenheit ihrer Mutter und werfen sich in das Strandleben, machen Erfahrungen mit dem alltäglichen Rassismus einer weißen Wohlstandsgesellschaft, tragen die Konflikte ungleicher Schwestern aus, und dann sind da auch die ersten tastenden erotischen Erfahrungen .....

Fazit: Eine sommerliche Reise nach Korsika, die eine verdrängte Familiengeschichte ans mediterrane Licht bringt.

Catherine Corsini über "Rückkehr nach Korsika"


 

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