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Die 16. Staffel

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MI 5. Juni 2019
18:00 & 20:30 Uhr
25 km/h
von Markus Goller
Deutschland 2018, 116 min

 

Eine Zeit lang dachten wir, französische Komödien wachsen im Überfluß - Nun aber schon wieder eine Staffel, bei der nichts Passendes zu finden war. "Monsieur Claude und seine Töchter" sind ja bestenfalls Lustspiel und fallen bei unseren Kellerkriterien durch - Millionenpublikum hin oder her. Gut, dass sich das deutsche Kino auch in Sachen Komödien mausert. Da kommt das wunderbare Roadmovie über zwei ungleiche Brüder gerade recht.

Reise in die eigene Vergangenheit
Natürlich ist diese Reise quer durch Deutschland vor allem eine Reise in die eigene Vergangenheit. Alte Verletzungen kommen hoch, die Trauer um verpasste Lebenschancen, die plötzliche Hoffnung, doch noch etwas ändern zu können. Ein Midlife-Crisis-Trauerspiel ist der Film dennoch nicht, sondern ein durchaus komischer Selbsterfahrungstrip.
Die ungleichen Brüder stolpern von einer kuriosen Episode zur nächsten: auf einem Weinfest überzeugen sie als Könige des Stepptanzes, auf dem Campingplatz bestreiten sie ein episches Tischtennismatch gegen einen furchteinflößenden Bodybuilder und auf einem nächtlichen Ökofestival diskutieren sie mit anderen die großen Fragen des Lebens.
Der Film lebt vom Zusammenspiel von Lars Eidinger und Bjarne Mädel
Abgesehen von der Tatsache, dass beide Brüder in einer Lebenskrise stecken und die Annäherung nach Jahren der Entfremdung schwierig ist, hat „25 kmh“ im Grunde keinen Konflikt. Der Film lebt vom Zusammenspiel von Lars Eidinger als hochtourigem Alphatier und Bjarne Mädel als schüchternem Melancholiker. Beide Schauspieler porträtieren ihre Figuren mit großer Natürlichkeit, zeigen ihre Verletzlichkeit genauso uneitel wie ihren Hüftspe

Julia Haungs - SWR2

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MI 12. Juni 2019
18:00 & 20:30 Uhr
Shoplifters - Familienbande
Manbiki kazoku
von Hirokazu Koreeda
Japan 2018, 121 min

 

Shoplifters - Familienbande

Bei seinem siebten Streich in Cannes hat es für Hirokazu Kore-eda geklappt: Die Goldene Palme für sein großartig sensibles Drama „Shoplifters“. Wie so oft geht es dem japanischen Meisterregisseur um Familie und gesellschaftliche Außenseiter. Ein Ladendieb und eine Arbeiterin finden nachts auf der Straße ein vernachlässigtes Mädchen und nehmen es spontan bei sich auf. Kleine Leute mit großem Herzen demonstrieren wie Würde geht und Solidarität - just in jenem Japan, wo gnadenloser Konkurrenzkampf und rigoroser Leistungsdruck das Leben beherrschen. Ein berührendes Lehrstück in Humanismus und Nächstenliebe - ganz ohne Zeigefinger oder moralinsaure Predigt. Premierminister Shinzo Abe wollte dem Regisseur nicht zur Palme gratulieren. Das übernahm das Volk und bescherte dem Drama das beste Kassenergebnis eines japanischen Films in diesem Jahr.

programmkino.de

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MI 19. Juni 2019
17:45 & 20:30 Uhr
Asche ist reines Weiß
Jiang hu er nü
von Jia Zhang-Ke
China 2018, 136 min

 

Eine Frau wie ein Land

China, so stellt man sich das manchmal gern vor, wurde dazu verdammt, die Geschichte von Kapitalismus, Liberalismus, sogar von der Demokratisierung und ihrem Scheitern, von Boom und Krise, wie sie den Westen prägte, in kurzer Zeit und trotz der gewaltigen Größe des Landes oft auf engem Raum zu durchlaufen. Wenn man dann dort ist, mag man bemerken, dass dies auch nur eines von vielen möglichen Bildern ist. Aber eben das, was uns am meisten angeht. Und deswegen gibt es eine bestimmte Art von chinesischen Filmen, in die ein aufgeschlossenes und melancholisches westliches Publikum blickt wie in einen Spiegel.
Asche ist reines Weiß erzählt, wie alle Filme von Jia Zhangke, eine Geschichte an den Bruchlinien der Modernisierung. Genauer gesagt ist es eher das Zerfallen einer Geschichte an ihrer Zeit, so wie das Zerfallen von Subjekten, wovon der Film handelt.
Der erste Teil spielt im Milieu eines provinziellen Gangstertums. Bin (Liao Fan) ist ein lokaler Boss, der seine Hände im Glücksspiel und in der Grundstücksspekulation hat. Seine Braut ist Qiao (Zhao Tao), eine junge Frau aus bäuerlichem Milieu, die sich kleidet und gibt, als hätte sie ein paar Filme zu viel gesehen und ein paar Magazine zu viel betrachtet. Bin wird, so kennen wir das aus Gangsterfilmen, Opfer eines Generationswechsels. Einer seiner Auftraggeber wird ermordet, er selbst von jugendlichen Banden angegriffen. Bei einem zweiten Überfall nimmt Qiao die Pistole in die Hand, um die Angreifer in die Flucht zu schlagen. .

Georg Seeßlen - ZEIT-online

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18:00 (OmeU) ⇒ FLVEG English Filmclub
20:30 Uhr in deutscher Fassung
Widows
von Steve McQueen
USA, UK 2018, 129 min

 

Hochkarätig besetzt schickt Oscar®-Preisträger Steve McQueen drei couragierte Witwen im korrupten Großstadtdschungel Chicago auf Raubzug. Damit bricht der ehemalige Videokünstler in seinem packenden Thriller mit Geschlechterklischees. Denn meist legen Männer die Welt ohne weibliche Unterstützung in Schutt und Asche. Diesmal zeigt eine starke Riege aus Frauen, dass sie ihnen bei diesem Coup in nichts nachstehen. Mit Viola Davis oscarreifer Leistung in der Hauptrolle verweigert sich der Turner-Preisträger einmal mehr den rassistischen Strukturen des Hollywood-Filmbusiness. Dass seine afroamerikanische Leading Lady gleich zu Beginn mit dem irischen Schwergewicht Liam Neeson liebevoll das Bett teilt, ein weiterer Affront. Denn gemischte Beziehungen auf der Leinwand sind nach wie vor eher selten.

programmkino.de

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MI 3. Juli 2019
18:00 & 20:15
Die Wiese - Ein Paradies nebenan

von Jan Haft
Deutschland 2019, 90 min

 

Der Film "Die Wiese" - obwohl lange vorher gedreht - ist ein wunderbarer Trommelwirbel zum Gelingen des Volksbegehrens Artenvielfalt. Da wollten wir nicht lange warten und haben den LBV Main-Spessart, der sich ja gefühlt schon ewig bei uns für die Artenvielfalt - nicht nur der Vögel - einsetzt, in den Keller eingeladen. Nach jeder Vorstellung ist Zeit für eine kurze Diskussion und wer es intensiver haben will, für den haben wir das "Oberstübchen" des Weinhauses Mehling für Gespräche nach der 18:00 Uhr Vorstellung reserviert.
Das ist auch wieder eine gute Gelegenheit, Überschüsse des stattKino auszuschütten. Von euren Eintrittsgeldern bekommt diesmal der LBV € 2.000 für ein Projekt. Dank des wunderbaren Zuspruchs im Kellerkino können wir fast einen Euro pro Eintrittskarte an lokale gemeinnützige Organisationen verteilen.
1.000 Dank an alle stattKino Fans!

Jan Haft ist bekannt dafür, seine Filme mit großem technischen Aufwand und modernster Kameratechnik zu realisieren, damit der Zuschauer der Natur so nah als möglich kommt. Das gelingt dem im oberbayerischen Isental beheimateten Filmemacher auch mit „Die Wiese“. Dank hochauflösender Bilder sowie beeindruckender Zeitlupen-, Zeitraffer- und Makroaufnahmen wird der Betrachter regelrecht zu einem Bestandteil dieses vielfältigen Habitats. So kommen wir in „Kontakt“ mit einer Fülle an unterschiedlichsten Lebewesen, denen Haft aus dem „Schattendasein“ der dicht bewachsenen Graslandschaften verhilft.
Zu sehen gibt es Zirpen, Zikaden, Feldgrillen, Wildbienen, Heuschrecken, Maiwürmer, Krabbenspinnen oder auch Falter. Tiere, über die wir, wenn wir ehrlich sind, doch fast nichts wissen, obwohl sie die hiesigen Wiesen bevölkern. „Die Wiese“ rückt all diese Lebewesen gleichberechtigt in den Mittelpunkt und zeigt sie in ihrer Lebenswelt: beim Balz- und Paarungsverhalten, auf der Suche nach Nahrung und im Zusammenspiel mit den umgebenden Pflanzen. Eine der wichtigsten Botschaften des Films: wie ausgeklügelt dieses perfekt aufeinander abgestimmte System doch funktioniert und in welchem Abhängigkeitsverhältnis Tiere und Pflanzen zueinander stehen. Besonders einprägsam sind jene Bilder, die einen „uralten Tauschhandel“ zeigen. Das Bestäuben der Pflanzen. Die Biene bestäubt die Blüte und erhält im Gegenzug ihre Nahrungsgrundlage, den energiereichen Nektar und die Pollen.

Björn Schneider - programmkino.de

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MI 10. Juli 2019
18:00 & 20:00 Uhr
jeweils OmU
Rafiki

von Wanuri Kanihu
Kenia 2018, 83 min

 

Dass afrikanische Teenager sich in Filmen ihrer Heimatländer küssen, war bislang rar. Weil es in „Rafiki“, dem Spielfilmdebüt von Regisseurin Wanuri Kanihu nun auch noch zwei junge Frauen sind, wurde die Geschichte einer zarten Freundschaft in Kenia vor ihrer Premiere sogar mit einem Aufführungsverbot belegt. Großer Andrang daher bei den wenigen Vorstellungen, als dieses befristet aufgehoben wurde, damit „Rafiki“ als kenianischer Kandidat für den Auslands-Oscar zur Verfügung stehen konnte. Die Wahl fiel letztlich zwar auf „Supa Modo“ von Likarion Wainaina, ändert aber nichts am frischen Wind in der afrikanischen Filmlandschaft und wie hier offene und lebendige Einblicke in eine fremde Welt und auf den freiheitsliebenden Drang der dort lebenden Jugendlichen und der vorherrschenden gesellschaftlichen Konflikte und Dynamiken geliefert werden.

programmkino.de

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17:45 (OmeU) ⇒ FLVEG English Filmclub
20:30 Uhr in deutscher Fassung
Green Book
von Peter Farrelly
USA 2018, 130 min

 

Die stärksten Storys schreibt bekanntlich das Leben. So wie diese um einen latent rassistischen Einfaltspinsel, der in den 60er Jahren als Chauffeur für einen sehr gebildeten, schwarzen Musiker anheuert. Die Tour führt in den tiefsten Süden der USA - und die Abgründe der alltäglichen Diskriminierung. Aus dem ungleichen Duo werden alsbald ziemlich beste Freunde. In diese Freundschaft eingeschlossen wird auch der Zuschauer. Die beiden Helden haben durchaus ihre Ecken und Kanten. Ihrem unheimlichen Charme wird man freilich kaum widerstehen. Ebenso wenig der warmherzigen Botschaft. In zynischen Zeiten von Hass und Häme, werden humanistische, bewegende Filme zu publikumsträchtigen Leuchttürmen auf der Leinwand. Vergnüglichstes Arthaus-Kino in Bestform!

programmkino.de

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Mittwoch 24. Juli 2019
18:00 (OmU) & 20:30
The Mule

von Clint Eastwood
USA 2018, 116 min

 

The Mule

Vielleicht verbinden manche mit Clint Eastwood noch den harten Revolverhelden, für deren Darstellung er in den 60er und 70er Jahren in Italowestern (Für eine handvoll Dollar) und Action Thrillern (Dirty Harry) bekannt und berüchtig war. Eastwood wird 90 und ist ungebrochen und ununterbrochen 70 Jahre lang eine Größe des amerikanischen Kinos. Aus dem Actionheld wurde ein einfühlsamer Regisseur, den wir schätzen und lieben. "The Mule" ist ein witzig, melancholisches Alterswerk, vergleichbar mit Robert Redfords "Ein Gauner und Gentleman"

Die Erkenntnis, dass Familie dann doch vielleicht das Wichtigste ist, kommt diesem Jungen in Greisengestalt reichlich spät - und dann glaubt er eben, nur mit seinem Kartellgeld könne er jetzt vielleicht noch etwas retten.
An dieser Stelle meint man zu spüren, wie der Film für Eastwood sehr persönlich wird. Mehr als einmal scheint er direkt durch seine Figur zu sprechen, in dem Gefühl etwa, längst aus der Zeit gefallen zu sein, oder in jähen Anflügen der Reue. Wenn er mit seiner Tochter agiert und dabei sein verwittertes Outlawgesicht zu einem schmerzhaften Ausdruck der Schuld verknotet, hat das wirklich was. Es erinnert an wilde Zeiten in seiner Biografie, als er den Ruhm vollständig ausgekostet hat, als er neben seiner offiziellen Erstfamilie noch eine Zweitfamilie unterhielt, von der jahrelang niemand etwas wusste. Im Zwielicht des Lebens wartet nicht nur ein friedvoller Garten mit Taglilien, sondern vielleicht auch die ruhelose Sehnsucht nach Vergebung - das ist die Idee, die diesen Film weit über eine sensationelle Zeitungsmeldung hinaushebt.

Tobias Kniebe - Süddeutsche Zeitung


 

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